Tabakovic: "Ankommen" - Ein Wort, das er hasst
Der serbische Schriftsteller Saša Stanišić hat in seinem Roman "Herkunft" die Ankunft eines Flüchtlingskindes in Deutschland erzählt. Nun widmet sich der österreichische Schriftsteller Aleksandar Tabakovic in seinem neuen Roman "Ankommen" ebenfalls dem Thema Flucht und Integration. Doch anstatt die Ankunft als Hoffnung zu sehen, stellt Tabakovic sie als eine Quelle der Enttäuschung dar.
Der Titel des Romans ist gleichzeitig der Titel des Buches, das Tabakovic in einem seiner zentralen Charaktere, dem jungen Schriftsteller Jan, verarbeitet. Jan ist ein Flüchtling aus Bosnien, der nach Deutschland kam und nun in einer Art Exil lebt. Er findet keine Heimat, fühlt sich nirgendwo richtig aufgehoben und kämpft mit dem Gefühl der Entwurzelung. "Ankommen" ist für ihn ein Wort, das er hasst, denn es verspricht etwas, das er nie finden wird.
Tabakovic zeichnet ein differenziertes Bild von der Integration in Deutschland. Er zeigt die Schwierigkeiten, die Flüchtlinge beim Aufbau eines neuen Lebens haben, die Sprache lernen und sich in einer fremden Kultur zurechtfinden müssen. Aber er zeigt auch die Schwierigkeiten, die Menschen in Deutschland haben, mit den neuen Mitbürgern umzugehen, ihre eigenen Vorurteile zu überwinden und sich auf eine andere Kultur einzulassen.
Der Roman ist kein leichtes Werk. Er ist düster, melancholisch und voller Verzweiflung. Tabakovic spart nicht mit der Kritik an der deutschen Gesellschaft und ihren Umgang mit Flüchtlingen. Er zeigt, wie schwer es ist, in einem fremden Land ein neues Leben zu beginnen, und wie leicht es ist, in der Anonymität der Großstadt verloren zu gehen.
Trotz der düsteren Themen bietet "Ankommen" Hoffnung. Tabakovic zeigt, dass es auch inmitten von Verzweiflung und Enttäuschung Momente der Schönheit und des Glücks gibt. Er zeigt, dass Menschen, die ihre Heimat verloren haben, immer noch die Kraft haben, neue Beziehungen aufzubauen und ein neues Leben zu beginnen.
"Ankommen" ist ein wichtiges und aktuelles Buch. Es ist ein Buch, das uns zum Nachdenken anregt, über unsere eigene Gesellschaft und über die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen. Es ist ein Buch, das uns zeigt, dass Ankommen kein Selbstzweck ist, sondern ein mühsamer Prozess, der Zeit und Mühe erfordert.
Tabakovic gelingt es, die Komplexität der Integration auf beeindruckende Weise darzustellen. Er bietet keine einfachen Lösungen, sondern zwingt den Leser, sich mit den eigenen Vorurteilen und den Herausforderungen der Integration auseinanderzusetzen. "Ankommen" ist ein Buch, das man nicht einfach so weglegen kann. Es bleibt im Kopf, regt zum Nachdenken an und fordert uns heraus, unsere Sichtweise auf die Welt zu verändern.